15 Jahre TeBe – eine Zeitreise von Saison zu Saison

Anfang Dezember 2004 kam ein Bekannter auf mich zu. Er wusste, dass ich gern zum Fußball gehe und auch eine antifaschistische Grundeinstellung mitbringe. Als Knirps war ich nicht nur Fan des FC Hansa Rostock, sondern auch Mitglied im damals größten Fanclub. Meine ganze Familie besteht aus Kogge-Anhängern und somit wurde ich da reingeboren. Doch Anfang der 2000er stellte ich fest, dass die verschiedenen Äußerungen der Fans nicht zu meinen politischen Einstellungen passten. Da brachte der Dezember 2004 gleich eine Erlösung. Der Bekannte sagte, ich solle mit zu einem Spiel kommen. Ein Verein mit antifaschistischer Fanszene erwarte haufenweise Neonazis im Stadion, in Berlin, da müsse man Präsenz zeigen. Ich wusste kaum wohin es ging, denn es war Westberlin. Eine für mich komplett unbekannte Stadt. Da ging man nicht hin, man fuhr immer nur durch, wenn man Berlin Richtung Sachsen-Anhalt oder Potsdam verließ.

TeBe-Fanblock gegen Union am 08.12.2004 © Marc Wördehoff/stadionbesuch.de

So schleppte er mich am 08.12.2004 – heute vor 15 Jahren – in das mir bis dato unbekannte Mommsenstadion zu Tennis Borussia Berlin gegen Union Berlin. Damals war die Waldseite der Köpenicker mit der heutigen nicht zu vergleichen. Bei allen lokalen Fußballhass, negativen Erfahrungen und aller Ablehnung, die man sich nur vorstellen kann: Respekt an die Waldseite für den politischen Wandel, auch wenn die Freundschaft nach Gladbach mehr als irritierend ist.

Am 08.12.2004 sah die Welt aber noch anders aus. Die Unioner Ultras platzierten sich auf der Tribüne, die Fanszene von TeBe blieb im angestammten E-Block. Der kleine Westberliner Oberligist war mir, wie vielen anderen jungen Fußballfans, nur dank Göttinger Gruppe bekannt und auch unbeliebt. Ein komischer Verein, den niemand braucht. Aber die Fanszene glich diese Zweifel bei mir aus. Es wurde viel gesungen und am Ende gewann TeBe sogar gegen den Favoriten mit 2:0. Ein Tor schoss Michael Fuß, der beste Amateurfußballer Berlins in den vergangenen 20 Jahren.

Die Unioner ihrerseits veranstalteten eine Pyroshow, Leuchtspur flog aufs Feld. Gleichzeitig verbrannten sie eine TeBe-Fahne, die sie mit Einsatz von Pyrotechnik und Schlägen aus dem Fanladen der Fanszene raubten. Das Ende des Spiels war chaotisch. Die Unioner lieferten sich Auseinandersetzungen mit den eingesetzten Beamten, gleichzeitig erfolgte eine Blocksperre für die TeBe-Fans. Bereits während des Spiels kam es mehrfach zu Übergriffen durch Polizeikräfte im Heimblock. Der damalige Vereinsvorsitzende Peter Anthony sponsorte Bier aufgrund des Sieges, doch auch dieses konnte nicht bis zum Ende eingenommen werden, denn nach der Blocksperre folgte der kollektive, teils gewalttätige Rauswurf aus dem Stadion durch die Einsatzkräfte. Am Ende kam ein TeBe-Fan ins Krankenhaus, weil das von den Einsatzkräften genutzt Pfeffergel seine Augen so sehr verklebte, dass ihm ambulant nicht geholfen werden konnte.

Es war mein erstes Spiel bei TeBe und es sollten noch mehr folgen. Die erste Saison 2004/2005 nahm ein recht gutes Ende. Tabellenplatz 4 und man war im Landespokalfinale. Mein erstes Finale. Gegen einen Verein, den es heute nicht mehr gibt. TeBe war der Favorit und brauchte trotzdem das Elfmeterschießen. Unangenehm und befreiend. Man feierte den Einzug in den DFB-Pokal.

Die darauf folgende Saison begann mit einem Kracher. Niemand geringeres als die Förster waren abgestiegen und mussten erneut in das Mommsenstadion. Erst in der Nachspielzeit konnte die Revanche verhindert werden und man trennte sich 1:1.

Babelsberg und TeBe mit gemeinsamer Pyro und Tapete im Karl-Liebknecht-Stadion © Unbekannt

Es war die Saison der krassen Spiele und ich entwickelte ein weiteres Faible für eine andere Mannschaft. Eng verbunden war man zu der Zeit zum Grunewald-Nachbarn SV Babelsberg 03. TeBe und 03 spielten beide in der gleichen Liga, hatten die gleichen Feinde, waren beide antifaschistisch. So unterstützte man sich regelmäßig, wenn es gegen Union und den BFC Dynamo ging. Nicht selten sah man Mitte der 2000er Jahre TeBe-Fans auf dem Zaun der Babelsberger und umgekehrt genauso.

Für mich hatte diese Oberligasaison noch zwei Leckerbissen parat. Die für mich einzig wahren Derbys: BFC Dynamo gegen Union Berlin verfolgte ich jeweils aus dem BFC-Block. Ein geniales 8:0 von Union brachte mir ein Lächeln ins Gesicht, ähnlich wie die flitzenden Unioner in Hohenschönhausen im Rückspiel. Die Berliner Polizei ließ dabei extra alles anbrennen, um für die WM weitere Befugnisse zu erhalten, um gegen vermeintliche oder reale Hooligans vorzugehen. So griff die Berliner Polizei auch bei einem der beiden Derbys vorher Diskobesucher an, die sie für BFC-Hools hielt. Zwar soll es dabei tatsächlich einige Hooligans erwischt haben, doch eine Geschichte besagt, dass, während die Diskobesucher gefesselt auf dem Boden lagen, von einem der Liegenden das Handy klingelte: Es erschallte Nina Hagen, die ihr „Eisern Union“ schmetterte. Wäre ich gefesselter BFC gewesen, ich hätte anschließend die Berliner Polizei wegen Folter beim EGMR verklagt.

Die Saison verlief für TeBe eher mager. Immerhin war Platz 5 vor dem BFC drin und im Pokal erreichte man erneut das Finale. Über den kleinen Exkurs in den DFB-Pokal gibt es nicht viel zu sagen. Mit 0:6 fertigte der VFL Bochum die Veilchen ab. Aber hey – immerhin mal DFB-Pokal.

Highlight der Saison: Das Phantomspiel von TeBe gegen Babelsberg 03. Immer wieder kam es zu Spielabsagen und diesmal sollte das Grunewald-Derby ausfallen. Im Februar 2006 trafen sich nach der Absage rund 50 Fans im Mommsenstadion. Die Babelsberger natürlich brav im Gästeblock. Beide Seiten feuerten ihre Mannschaften an und – auch wenn es die 03er bis heute anders sehen – TeBe führte 2:0 bis zur ersten Spielunterbrechung durch den Platzwart. Nachdem er uns mehrfach einreden wollte, dass kein Spiel stattfinden wird, machte er einfach die Stadionbeleuchtung aus. Angefeuert wurde dennoch. Erst noch aus den Kehlen, doch dann folgte ein Überfall der Babelsberger Ultras mit Pyro auf den TeBe-Fanblock. Dieser konnte nicht gehalten werden und am Ende sang man zusammen. Irgendwann ging das Licht doch wieder an und herein kam eine Berliner Hundertschaft. Wegen dem Abfeuern der Pyrotechnik folgten Ermittlungsverfahren, Spielabbruch beim Stand von 2:0 – aber Sieg ist Sieg.

Torgelow war so attraktiv, es kamen immerhin ein Dutzend TeBe-Fans zuammen © Privat

2005/2006 war eine Saison für Kuriositäten. Es ging das erste Mal nach Torgelow. Irgendwo auf halber Strecke in Jatznick mussten die Fans von TeBe umsteigen. Aufgrund von Langeweile besetzten sie kurzerhand für 20 Minuten ein Haus. Da allerdings von Weitem bereits Polizeisirenen zu hören waren, gaben die Besetzer lieber freiwillig auf und fuhren weiter nach Torgelow. Dort wartete bereits eine Hundertschaft auf kaum mehr als 50 TeBe-Fans. Einige davon natürlich hart angetrunken wegen der langen Reise. Im Spartakus-Stadion gewann man (mal wieder) dank Michael Fuß mit 2:1. Ich dachte, es sei clever, mit einem Bengalischen Licht diesen Sieg zu feiern, leider entzündete sich dieses ungünstig in die falsche Richtung und brannte in meiner Hand. Und weil Pyro nicht in die Hände alkoholisierter Fans gehört, dachte sich der ebenfalls angetrunkene Kevin Kühnert, damals ein Jungspund, heute Kanzler in spe, er müsse die Fackel aufheben und verbrannte sich ebenfalls die Pfote. Für immer sind wir beide durch diesen Bengalo in Torgelow miteinander verbunden.

Bei TeBe gab es in den letzten 15 Jahren diverse Gruppen. Eine rein virtuelle war die „TeBe Wallross Army“ © Privat

Zur Winterpause folgte mein erstes Mal Hallenturnier mit TeBe. Im sog. „Oberligamaster“ standen sich alle Berliner Teams der Oberliga sowie der Gewinner des Berlin-Liga-Hallenturniers gegenüber. In diesem Jahr, wie auch in den folgenden war die Anspannung immer hoch. Mal war der BFC zu Gast, dann mal Union oder kleinere Lümmelvereine wie der BFC Preussen und TSV Rudow brachten rechten Anhang mit sich. Im Januar 2006 reichte bereits der BFC Dynamo. Mit einer „Danke Schweiz“-Choreo bedankte er sich bei der Schweizer Nationalmannschaft, dass diese die Teilnahme der Türkei an der WM 2006 in Deutschland verhinderte. Wer nun meint, dies sei schon die oberste Spitze des Rassismus, musste nur auf die Spiele gegen Yesilyurt und Türkiyemspor warten. Alles an rassistischen Auswürfen war zu hören. Zwar kam es nicht zu Übergriffen (für die sorgten Jahre später Unioner bei einem kurzen Blocksturm in Richtung TeBe), ekelhaft war es dennoch.

Dennoch waren auch in den folgenden Jahren Hallenturniere immer was Besonderes und Tolles. Kurze Spiele, kurze Ekstase, auf engem Raum durchaus mit lauten gegnerischen Fans. Mit der Zeit wurde ich großer Fan der Hallenturniere, auch wenn es nur selten zu einem entspannten kam, bei dem man einfach mal die Spiele genießen konnte.

Auf dem Weg zum Pokalfinale ging es im Viertelfinale ausgerechnet an die Wuhle. In einem der Erzählungen nach gruseligen Gekicke gewannen die Guten mit 1:0 dank Michael Fuß(ballgott). Das Spiel selber hatte natürlich einige Nebenaspekte. So tüftelte ich an meiner ersten Choreo mit. Es sollte etwas Einfaches sein, das die 200 TeBe-Fans im Gästeblock (viele fuhren aufgrund der Angst vor Übergriffen nicht nach Wuhlisthan) machen. A4 Blätter, auf einer Seite weiß und der anderen lila, im Wechsel der Rufe „Lila Weiße“ drehen. Funktionierte nicht, TeBe-Fans und misslungene Choreos werden mich auch das nächste Jahrzehnt begleiten. Im Block selber wurde auch auf Fahnenmaterial verzichtet. Eine Fahne gegen Nazis, eine Sowjetunion und „Ultras 71“ waren zu sehen. Die Angst vor Verlusten war groß genug, wozu also Fahnen mitbringen. Nach dem Sieg Gefeier bei den Fans. Im Eifer der Freude entsorgte ein Gast in einer Straßenbahn gleich mal eine Scheibe, was dumm war, denn die Bahn wurde komplett von der Polizei umstellt und begleitet, was eine ED-Behandlung für alle in der Bahn Befindlichen zur Folge hatte. Im Zuge des Bahnzugriffs durch die Einsatzkräfte wurde auch ein TeBe-Megaphon zerstört – sehr zur Freude von 99 % der TeBe-Fans.

In meinem zweiten Finale des Berliner Pokals wartete aber ein anderer Brocken. Die „Bubis“ von Hertha aus der Regionalliga. Auf Hertha-Seite machte man durchaus mobil für das Spiel. Das Spiel endete dennoch torlos. In der Verlängerung dann er Schock: Ein gewisser Christopher Samba machte in der Verlängerung das 0:1. Horror. Ausgerechnet gegen Hertha im Finale verlieren? Doch TeBe drehte das Spiel in der zweiten Halbzeit der Verlängerung. Pure Ekstase. Kein Blick mehr auf den Hertha-Block. Laut Augenzeugen rastete dieser aus und lieferte sich eine kleine Auseinandersetzung mit den Einsatzkräften, während der TeBe-Anhang auf dem Zaun hing und den Sieg feierte.

Das erste Banner der „TeBe Party Army“ © Privat

Das Spiel war zugleich etwas Besonderes für die Fanszene im Block. Dort sah man eine Fahne mit der Aufschrift „TeBe Party Army“. Es war die sichtbare Konstitution eines Labels, unter dem alle aktiven Fans des E-Blocks laufen. Noch immer ist der Erstentwurf tief in meinem Rechner verbuddelt. Ich erinnere mich noch an den Farbeimer, die Location. Es war ein Gemeinschaftsprojekt für enthusiastische Fans in Lila-Weiß. Anschließend kam es zu einer besonderen Situation. Die Fans veranstalteten einen Corteo, wie man unter Ultras sagen würde. Vom Stadion aus, laut singend, klatschend, lief man durch die Oderberger Straße vom Stadion bis zum Fraanz-Club und feierte dort die ganze Nacht gemeinsam.

Die Saison endete mit einem Spiel in Wedding. Alles war egal. Der Gegner SV Yesilyurt war damals ein schwacher Gegner. Doch die Mannschaft hatte offenbar einen Kater und verlor krachend mit 6:2. Vom Pokalfinale hatten wir noch 50 unbenutzte Kassenrollen im Block. Bei jedem Yesilyurt-Tor feierte die Kurve, warf das Zeug aufs Feld. Benjamin Griesert beschwerte sich, denn er konnte auf der rechten Flanke nicht mehr agieren, alles war voller Kassenrollen. Uns egal. Wir waren wieder Pokalsieger, wir hatten Spaß.

Die Saison 2006/2007 war die Scheidungssaison. Während wir uns in der Oberliga wohl fühlten, immerhin erreicht man alle Orte schnell mit dem Regio, wollten die 03er unbedingt in die verdammte Regionalliga. „Scheiden tut weh, 3. Liga allez“ hieß ihre Reaktion, als die Tabelle ihnen Recht gab. Es war aus meiner Sicht das Ende einer intensiv geführten Freundschaft, die heute nur noch von Einzelpersonen unregelmäßig als Erinnerung hochkommen. Grüße vor allem an die Skinheads in Babelsberg. Auch wenn das FI Probleme mit mir hat – Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum 20. Gründungstag. In den 2000ern war ich gern Gast bei Euch!

Bereits zum Start der Saison überraschte TeBe im DFB-Pokal. Gast war der Karlsruher SC, der gleich noch ein paar Herthaner mitbrachte. In einer Choreographie feierten beide ihre Freundschaft mit dem Spruchband „Ja zur Homoehe“. Auf dem Feld verlor TeBe 1:3, aber immerhin mal ein Tor im DFB-Pokal von TeBe gesehen. Spoiler: Es ist bis heute mein einziges. Danke Micha Fuß!

Leider konnte der Pokaltitel kein drittes Mal verteidigt werden. Mittels eines Skandaltors in Zehlendorf war bereits im Achtelfinale Schluss. Ich hab es damals nicht gesehen. Die Spieler, die Zuschauer und der Schiedsrichter auch nicht. Der Einzige, der ein Tor gesehen haben will, war der Stadionsprecher. Er verkündete es und auf Zuruf gab ihm der Schiedsrichter recht. Amateurfußball, wie man ihn liebt.

Nachdem wieder über Randale bei TeBe berichtet wurde gab es nach Lichterfelde eine „Liebes“-Auswärtsfahrt mit Kuschelherzen und Engelskostümen © Privat

Highlight der Saison war die berühmte TeBe-Randale von Hennigsdorf, die durch eine rbb-Reportage auch gefilmt wurde. Nach einem 1:0 Erfolg in Neuruppin feierten die angetrunkenen Fans ausgelassen im Regio auf dem Weg nach Hennigsdorf. Dabei schlugen sie rhythmisch gegen die Wände des Zuges. Sofort meldete dies natürlich der Fahrer. Konkret meldete er, Scheiben würden eingeschlagen, Türen geöffnet. Am Bahnhof Hennigsdorf verschloss er die Türen, während Einsatzkräfte einer Hundertschaft, Drogenzivis, Fußballzivis, allgemeine Streifenbeamte und eine Hundeabteilung versuchten den Zug zu umstellen. Einige TeBe-Fans flohen aus dem Zug über die Gleise, ein anderer Teil bereitete einen Ausbruch in Richtung Bahngleise vor. Am Ende folgten zwei Festnahmen, u. a. bei einer Person wegen des Besitzes von einigen Graskrümeln in der Socke. Für den rbb war es aber vermutlich die Story des Jahres.

Aus der Reihe „Verrückte Auswärtsfahrten“ kommt definitiv die Geschichte des Hallenturniers am 06.01.2007. Es ging nach Lutherstadt Wittenberg, wo kleinere lokale Vereine warteten und Energie Cottbus. Die Halle wurde zufällig so aufgeteilt, dass TeBe und Cottbus sich gegenüberstanden. Auch die lokalen Rivalen Grün-Weiß Piesteritz und SV Einheit Wittenberg verteilten sich gegenüberstehend.

Wenige Tage vor diesem Turnier schenkten mir ein gewisser Kevin Kühnert und ein weiterer Kumpel zum Geburtstag u. a. einen aufblasbaren Riesenpenis in Regenbogenfarben. Dieser fuhr, in Anlehnung an schwule TeBe-Fans, mit zu seiner ersten Auswärtsfahrt. Schwule TeBe-Fans ist in diesem Fall unpräzise, es gab und gibt auch „Teilzeit-Heten“ wie die beiden es nannten.

Der Penis und die TeBe-Fans machten es sich auf der Seite mit Grün-Weiß Piesteritz gemütlich und sofort wurde Freundschaft getrunken. Anschließend im Halbfinale spielte Cottbus gegen die Grün-Weißen und sie waren sich unseres Supportes sicher. Aus diesem Grund unterstützte Cottbus natürlich die Wittenberger, was für das Spiel um Platz drei der lokalen Rivalen und auch das Finale gegen Cottbus natürlich für eine Bombenstimmung sorgte. In meiner Erinnerung verloren wir das Finale nach 9-Meter-Schießen. Oder wir gewannen es. Spielte keine Rolle, denn das Wichtigste war, dass ich einen Rentner glücklich machen konnte. Er lieh sich meinen farbenfrohen Riesenpenis, um ein Foto von diesem mit seiner Frau zu machen. Verrückte Menschen in Sachsen-Anhalt.

Eine Saison zum Abhaken. In der Tabelle nur Platz 3, im Pokal zu früh raus geflogen und die Freunde haben einen verlassen.

Die Saison 2007/2008 plätscherte so vor sich hin. Spannend wurde es nur gegen den BFC Dynamo, ansonsten war weitestgehend Ruhe im Stadion. Ein gruseliger 6. Platz, dabei wollte man dieses Jahr sogar aufsteigen. Einzig der Pokalsieg, ungefährdet gegen eine ganze Dorfgemeinschaft aus den Niederungen Reinickendorfs, sorgte für ein wenig Frohsinn. Die beiden Tore im Finale schoss kein geringerer als Halil Savran, der später Karriere bei Dynamo Dresden und VFL Osnabrück machte. In dieser Saison holte er sich verdient die Torjägerkrone – die einzige in seiner Herren-Karriere.

Gegen Cottbus gab es im DFB-Pokal nichts zu holen © Privat

Die Saison 2008/2009 startete mit einem Kracher im DFB-Pokal. Scheiß Energie Cottbus im Mommsenstadion. Die gesamte Gegengerade wurde zum Gästeblock. Der gesamte Naziscum aus Brandenburg versammelte sich im Block. Auf der Gegenseite gab es eine große Antifamobilisierung. Es war klar, dass dieses Spiel an Cottbus geht, doch die Frage war, was auf dem Rang los ist. Nachdem einigen Neonazis im Gästeblock ihre Thor-Steinar-Klamotten zum Verhängnis wurden und die Polizei sie aus dem Stadion führen wollte, begann dort eine übelste Auseinandersetzung. Die Berliner Polizei trieb die rechten Hools in den Familienblock und ging auch dort mit Pfefferspray gegen alles und jeden vor. Chemnitzer Nazis feierten auf dem Zaun. Es war das Spektakel, was man erwartet hatte. Auch außerhalb des Stadions kam es zu Reibereien der Cottbusser mit der Polizei, aber durchaus auch mit TeBe-Fans. An der Stelle der größten Eskalation zwischen Anhängern beider Vereine stand Jahre später der Fanladen der Fanszene.

Gleichzeitig gelang auch dem Frauen-Team der Aufstieg in die Bundesliga. Zum entscheidenden Auswärtsspiel in Gütersloh fuhren einige TeBe-Fans und feierten mit den Damen.

Die Saison kann mit als die erfolgreichste bezeichnet werden. Endlich gelang der Aufstieg in die Regionalliga. Endlich mal weite Reisen, endlich mal andere Gegner, endlich mal was anderes außer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin.

Kurz vor dem Ende der Saison kam es aber knüppeldick. So sicherte man sich an einem wunderschönen Halbfinaltag bei der Eintracht Mahlsdorf den Einzug ins Finale. An diesem Tag spielten erst die beiden Zweitvertretungen im Halbfinale, anschließend die ersten Herren. Leider zog diese Partie mitten in Ostberlin auch allerhand Union-Ultras und Neonazis an. Es kam zu leichteren Auseinandersetzungen, u. a. wurde ein Neonazi durch die TeBe-Fans aus der Straßenbahn befördert. Doch immerhin war man im Finale. Seit dem 06.05.2009 konnte ich TeBe nicht mehr im Finale sehen und ausgerechnet gegen Köpenick das letzte Pokalfinale verloren zu haben, ist besonders bitter. Es war für Union ein würdiger Abschied von der Bühne des Amateurfußballs. Wenn ich heute den Kicker aufschlage und überlege, bei diesem Bundesligaverein habe ich noch vor zehn Jahren dreckigen Amateurfußball gesehen – wie schnell sowas gehen kann. Da Union in die zweite Liga aufstieg, war die Pokalniederlage insofern zu verschmerzen, als dass es hieß: TeBe startet 2009 wieder mal im DFB-Pokal.

Neben dem Aufstieg in die Regionalliga, feierten einige noch den Aufstieg der Fauen in die 1. Bundesliga © Privat

TeBe erwischte natürlich im DFB-Pokal wieder mal kein gutes Los. Erneut war es der Karlsruher SC, der diesmal nur 2:0 in Berlin gewann. Mein letztes Mal DFB-Pokal mit TeBe.

Dafür ging es nun in die Regionalliga. Es war ein Jahr zum Wegwerfen. Keine Kohle, mal wieder auf einen findigen Sponsor reingefallen. Kurz vor dem Ende der Saison die zweite Insolvenz binnen zehn Jahre. Die damaligen Führungskräfte waren schon bei der ersten Insolvenz dabei und haben nicht draus gelernt.

Doch nach der Scheidung traf man endlich mal wieder auf die alte Liebe aus dem Weberkiez. Als Liebesgeschenk gab Babelsberg gleich mal drei Punkte ab. Doch die Liebe war damals schon ein wenig erkaltet. Die Trennung sorgte für Entfremdung und es ist wie bei jedem Beziehungsende. Ab und zu gibt es noch ein Hallo, ein nettes Wie-geht-es, doch die Liebe ist dahin.

Sportliche Highlights waren die Spiele in den großen Stadien von Rostock und Hannover oder bei Krachergegnern wie dem HFC und Magdeburg. Bei Letzteren ging man verdient mit 7:0 unter und bejubelte jedes Tor der Bördebewohner.

Persönliche Highlights waren ein kurzzeitiges Stadionverbotsverfahren und Ermittlungen wegen Körperverletzungen. Ein Unioner suchte ausgerechnet in Oberneuland Stress. Aufgrund eines Sponsors und seiner Verfehlungen beleidigte er 90 Minuten lang die TeBe-Fans. Als es nach dem Spiel zur verbalen Konfrontation kam, folgte daraus eine handfeste unter den Augen von Ordnern, Einsatzkräften und SKB´s. Doch da der Sicherheitsbeauftragte von Oberneuland an diesem Tag nicht vor Ort war, schrieb er keinen Bericht, die Polizei stellte das Verfahren ein und ich entging dem Stadionverbot. Glück im Unglück.

Im Pokal konnte sich der VFB Hermsdorf für die Finalniederlage aus dem Jahr 2008 rächen und fegte die Veilchen mit 2:1 aus dem Achtelfinale. Und wenn du meinst, die Saison, die sportlich eine Katastrophe ist, bei der dein Verein die Insolvenz anmeldet, kann nicht schlimmer kommen, folgt auch noch Hertha BSC.

Bei einem Angriff auf den Karneval der Kulturen, auf dem TeBe einen eigenen Wagen hatte, griffen Herthaner die wenigen unbedarften TeBe-Fans an und entführten erfolgreich die „TeBe Pary Army“-Zaunfahne.

Vom Karneval der Kulturen kamen die TeBe-Fans mit nur einer statt zwei Zaunfahnen wieder © Privat

Keine Fahne mehr, die den Block eint, Abstieg, Insolvenz. Ein schwarzer Tag für TeBe und viele dachten, der Verein kommt nicht mehr zurück auf den Rasen. Eine komplett neue Mannschaft wurde zusammengezimmert und ich vergesse niemals den 06.08.2010. Die Lila-Weißen laufen doch wieder auf. Erstes Spiel in der ewigen Liebe, der Oberliga, dann auch noch Heimspiel gegen den Brandenburger SC Süd 05. Ein schlagbarer Gegner, der gleich mal zeigte, dass die Zeiten, in denen TeBe in der Liga der Favorit ist, vorbei sind. Unfassbar, aber mit 2:5 gab es direkt auf die Mappe. Dennoch feierten die Fans noch eine halbe Stunde nach dem Spiel auf der Tribüne mit Fahnen, Doppelhalter und lauten Gesängen, denn Niederlagen tun nicht weh, wenn man die Angst hat, dass der eigene Verein auch komplett verschwinden kann.

6:2 bei Union II verloren und dennoch Spaß. TeBe-Fans beim Wettbewerb: Wie viele Fans passen auf einen Capostand © Privat

Die Saison war eine Katastrophe. Im Achtelfinale gegen einen Berlinligisten ausgeschieden, bei Union fucking zweite Herren mit 6:2 untergegangen. Immerhin konnten wir die neue alte Försterei besuchen und den Capo-Stand einweihen. Etwa ein Dutzend TeBe-Fans passen auf diesen: Rekord für einen Capostand, denn niemals standen woanders mehr TeBe-Fans auf einem. Habe ich gehört. Gefeiert wurde dennoch jedes Spiel, denn man war froh, dass der Verein überhaupt lebt. Die Fans waren kreativ bei der Suche nach Geld, schufen den Wirtschaftsclub, suchten Sponsoren. Der Verein wurde zum Fanverein, in dem die Fans dachten, sie hätten ihn im Griff. Die Ausgelassenheit war auch da, weil ich die Oberliga nur aus der Perspektive des oberen Drittels kannte.

Die niedrigste Liga der Vereinsgeschichte. Abstieg in die Verbandsliga. © Eventshocker

Doch irgendwann wurde es immer enger. Der Abstieg drohte. Es musste die Relegation gegen Borea Dresden her. In Dresden verlor man mit 0:1. Rückspiel im Jahnsportpark. Erst kurz vor dem Ende TeBe mit dem 1:0 und mal wieder Verlängerung im JSP. Doch diesmal gewannen die Falschen. Wir hatten Unmengen an Rauch und anderen Pyrokram dabei. Wenn schon Abstieg, dann aber richtig. Alles wurde auf die Tartanbahn geworfen, doch der Schiedsrichter wollte dennoch nicht abbrechen und ließ die vollen 120 Minuten durchspielen. Der einzige Tag, an dem bei mir Tränen liefen. TeBe stieg in die sechste Liga ab. So tief war der Verein seit der Gründung 1902 noch nie gewesen. Der freie Fall war nicht zu stoppen.

In der Berlinliga sammelten sich einige wenige und gründeten die „Zero Ultras“ © Sören Kohlhuber

Bis auf einige wenige Spieler wurde erneut alles umgebaut, was ging, mit dem Ziel Wiederaufstieg. In meinen Gedanken war ich nicht auf die Berlinliga vorbereitet. Überall Kunstrasen, keine Stadien, nur noch Sportplätze. Aber immerhin mal was anderes, man ist ja offen für neue Dinge. Von vielen der Vereine, gegen die wir spielten, hatte ich bis zum Spieltag noch nie was gehört. So folgte das erste Auswärtsspiel beim Adlershofer BC. Der TeBe-Anhang hatte den Abstieg gut verarbeitet und feierte wieder mit Humor und Freude seine Mannschaft. In Adlershof erwarteten einen die „ABC-Ultras“ und während man sich eigentlich wegen dem Namen der Ultras über diese lustig machen wollte und laut „ABC“ rief, reagierten diese mit „TeBe“ als Antwort. Es folgte minutenlanger Wechselgesang und der Gedanke: Ok, ein Jahr entspannt Berlinliga – kann ich mit leben.

Doch bereits im Oktober zeigte es sich, dass auch die Berlinliga nicht immer entspannt ist. Es ging zum TSV Rudow 1888, den wir bereits bei einem Hallenpokal uns schon mal gegenüber hatten. Während die Fans wussten, dass Neonazis warten werden, war die Berliner Polizei nicht vorbereitet. Erst spät kam sie dazu. Es kam mehrfach zu Auseinandersetzungen und leider wurde auch das neue „TeBe Party Army“Banner leicht zerstört. Ein Bengalo rollte an den Stoff und entzündete es. Bundesweit war TeBe wegen diesem Sechstligaspiel in den Medien. Es gab 5-6 Festnahmen wegen Vermummung, Körperverletzung, versuchte Gefangenenbefreiung. Mein zweites Mal (im Kontext des Fußballs) Kontakt mit der Polizei endete wie nach Oberneuland glücklich – Freispruch vor Gericht.

Im ersten Berlinligajahr musste man noch alles auskosten an Absurdem, was ging. So fand im März 2012 im Anschluss an einem Gastspiel bei Lichtenberg 47 die gemeinsame weiterführende Party mittels der „Party-Tram“ statt. 30 TeBe-Fans, die beim Start, in der Mitte und auch zum Ende der Tour für Aue-Fans gehalten wurden, bretterten auf den Schienen Ostberlins umher, sangen, tanzten und tranken. Laut Gerüchten wurde sogar die Unioner Stadionhymne geträllert – aber irgendwann verblassten die Erinnerungen. Finale des Abends: Ein Besuch des Spiels Alba Berlin gegen Frankfurt. Laut Erzählungen schlief ein TeBe-Fan dabei ein und musste von Securitys geweckt werden – er war der letzte Gast in der Halle.

Das erste Jahr in der Berlinliga war auch ein Jahr, in dem es wieder eine zweite Herrenmannschaft gab, die regelmäßig besucht wurde. Mit ihr ging es auch zu einem Hallenturnier in Frankfurt/Oder. Im Laufe des Abends versammelten sich bis zu 50 Neonazis von Dynamo Eisenhüttenstadt und Vorwärts Frankfurt/Oder in der Halle und provozierten die TeBe-Fans. Als diese mit den Spielern die Halle zum Bus verließen, griffen die Neonazis mit Flaschen und Steinen an, warfen Bengalos. Doch die Fans konnten mit Hilfe der Spieler den Bus und die Insassen verteidigen, niemand wurde verletzt. Ein Streifenwagen mit zwei Dorfsheriffs drohte den TeBe-Fans, dass, wenn sie sich weiter verteidigen und nicht in den Bus steigen würden, man sie in Gewahrsam nehmen würde. Ein Schrecken, der die Fans und die zweite Herrenmannschaft enger zusammenführte.

Nach einigen Jahren wollte man sich mal wieder in Choreographien üben. Angedacht war den 110 Geburtstag zu feiern. Mit viel Pyro, einem goldenen „110 Jahre“ Schild und am Zaun sollten Tapetenrollen nach und nach „T E B E“ anzeigen. Man ging in den Pufferblock, damit nicht der gesamte E-Block eingenebelt wird. An alles wurde gedacht und zack: Der Wind zerstörte alles. Die Tapeten flatterten umher, der Rauch der Pyros (bis auf die, die nicht mal angingen), wehte ebenfalls in Richtung E-Block. Im Lila Kanal ging man davon aus, dass die Choreo mega gewesen sein muss, da man selber nichts sehen konnte. Es war peinlich. Aber man stand zu diesem Chaos und veröffentlichte ein Video davon. Wer Humor hat, der kann auch über sich selber lachen.

Der Berliner Pokal war ungreifbar weit – bereits in der ersten Runde flog man raus. Scheißegal. Es gab dafür auch schöne Spiele, wie beim SFC Stern. Diese spendeten pro Gast einen Euro an TeBe, einen direkten Konkurrenten. Schöne Geste, ewige Verbundenheit.

Am Ende erschreckend: Platz elf, nur sieben Punkte entfernt vom Abstiegsplatz.

Partizan Minski und TeBe © Sören Kohlhuber

Endlich wurden nicht alle Spieler ausgewechselt und es ging leicht nach oben. Im zweiten Jahr Berlinliga 2012/2013 konnte man immerhin einen einstelligen Platz erreichen und auch im Pokal war man erst durch den starken Berliner AK nach drei Spielen zu stoppen.

Den Start der Saison machte ein Testspiel gegen Nottingham United. Ähnlich wie in Salzburg, Watford und Manchester gründeten in Nottinghamfans einen eigenen Verein. Zum Test kamen die Engländer ins Mommsenstadion. Im Team der Gäste traten unter anderem zwei Fans von TeBe an, die sonst die zweiten Herren auffüllten. Ein Traum für Fans: Ein Spiel im eigenen Stadion, gegen das eigene Team. TeBe gewann klar mit 6:0.

Highlight der Saison war der Besuch des FK Partizan Minsk. Dieser gastierte zu Spielen bei TeBe, bei Babelsberg 03, St. Pauli sowie Chemie und Roter Stern Leipzig. Internationaler Flair, leider nicht im Mommsenstadion, sondern nur auf einem Nebenplatz. Dennoch ein einmaliges Ereignis.

Natürlich blieben in der Liga die Spiele gegen den TSV Rudow die Höhepunkte. Bis zu 200 Einsatzkräfte in der sechsten Liga zeigen die Brisanz auf dem Sportplatz in Südneukölln. Doch es gab auch Schönes. Der Club Italia verlor seine gesamte Mannschaft zur Winterpause, weshalb die zweite Herren auftrat. Jedes Spiel bekamen sie ordentlich auf den Sack. Im Mommsenstadion spielten die Spieler das erste und teilweise einzige Mal jemals in einem echten Stadion und gingen 13:0 unter. Die Fans von TeBe würdigten diese Leistung dennoch, riefen „Hoch die internationale Solidarität“ und so feierten Club Italia und TeBe-Fans gemeinsam.

Im E-Block versuchten sich einige im Projekt „Zero Ultras“ und es gab die ein oder andere gute sowie missglückte Choreographie. Die geglückte Choreo fand im September bei den Reinickendorfer Füchse statt. Auf einer Tapete stand „Die Hooligänse im Fuchsbau – Mit TeBe auf Punkteklau“. Dazu prügelten Gänse, die lila-weiße Sturmhauben trugen teilweise mit Tennisschlägern auf Füchse ein, die ihrerseits mit einem Sack Reißaus nahmen und auf ihren Rücken Säcke mit entführten Gänsen trugen. Im Vordergrund stand allerdings weiterhin der Spaß am Fußball.

Nicht immer waren es gute Tage in dieser Saison. Kurz vor dem Ende begaben sich einige Fans von TeBe zum Futsal-Derby gegen Hertha. Bereits am U-Bhf. Onkel Toms Hütte folgte allerdings ein Überfall von vermummten Herthanern auf die TeBe-Fans. Dabei wurde zum Glück niemand ernsthaft verletzt und 1-2 Fanshop-Schals konnten die Angreifer entwenden. Selbst in der Berlinliga strahlte der TeBe-Anhang offenbar noch genügend Attraktivität aus.

2013/2014 hieß es: Genug Berlinliga. Die Mannschaft wurde leicht verstärkt, der Rumpf blieb stark. Ein gutes Trainerteam mit einem hervorragenden Spielerbetreuer riefen zum Angriff.

Am Ende war es leider wieder nichts. In der Liga Platz 4 und im Pokal erneut am Berliner AK gescheitert, diesmal immerhin im Viertelfinale.

Für viele war das Gastspiel beim SF Johannisthal und dessen singendem Stadionsprecher ein Highlight. Niemand kannte ihn, bis ich ein Video von ihm machte. Erst dann folgten Medien wie der rbb, machten Reportagen über ihn. Inzwischen singt er auch bei anderen Vereinen. Kurzzeitig forderten einige TeBe-Fans ihn als Stadionsprecher. Aus meiner Sicht eine unsägliche und respektlose Forderung gegenüber dem einzig wahren Stadionsprecher: Carsten Bangel.

Nach einem Trainerwechsel konnte 2014/2015 endlich die Abschiedssaison gefeiert werden. Vier Jahre Berlinliga mit teilweise 200-300 TeBe-Fans auf fremden Sportplätzen hält man nicht auf Dauer aus. Die anderen Vereine weinten um den Einnahmeverlust, doch die inzwischen stärker und größer gewordene TeBe-Fanszene musste wieder raus aus der Berliner Hölle.

Auch Lorenz Caffier feierte den Aufstieg von TeBe © Privat

Es war auch eine Rekordsaison. Beim vorletzten Heimspiel gegen den SV Tasmania kamen fast 2000 zahlende Gäste ins Mommenstadion. Den Rekord hielt vorher der BFC Dynamo in den 1990er Jahren oder so mit knapp 1000 Gästen. Doch der große Abschied folgte beim äußerst sympathischen FC Internationale. Dieser hat keinen Brustsponsor, sondern die Forderung „Say no to racism“, alle im Verein arbeiten ehrenamtlich. Hunderte TeBe-Fans pilgerten zum Sportplatz. Aber auch einige Fans des VFL Wolfsburg und Ultras der Borussia aus Dortmund, die Stunden später im Pokalfinale gegeneinander antraten, waren anwesend und sahen einen verdienten 3:0 Erfolg der Veilchen. Rechnerisch war TeBe aufgestiegen. Mit Platzsturm und pyrotechnischen Erzeugnissen wurde dieser Sieg und der Aufstieg in die Oberliga gefeiert. Die beiden Niederlagen gegen Rudow und den BFC Dynamo II in der Rückrunde waren bei dem Gesamtergebnis zu verkraften. Auch dass man den Pokal mal wieder viel zu früh und unnötig verließ, war ok.

Die Berlinliga-Zeit war nicht so langweilig, wie man denken mag. Vereine wie der BSV Hürtürkel wollten sich an den TeBe-Massen eine goldene Nase verdienen und hoben den Eintrittspreis so an, dass die Fans einfach hinterm Zaun blieben und das Spiel kostenlos sahen. Neonazis des Dritten Weg tauchten in Mahlsdorf und Lichtenberg auf, suchten die Eskalation. Viele Freiheiten in der höchsten Berliner Liga wurden genutzt, für Pyro und günstige Getränke. Dass die weiteste Auswärtsfahrt aber nun nur noch eine Stunde ist, man sich eigene Specials einbauen musste, um die Szene weiter zu bespaßen, kostete auch Kraft.

Morgens um 10 wird die Stö geweckt, das Flug gehört und es geht mit einem Bus von Berlin nach Leipzig und wieder zurück © Privat

So fuhren TeBe-Fans extra mit Fähren nach Gatow, damit der Grottenkick auf Kunstrasen erträglich wurde. Einzelne Fans holte man aus tiefen brandenburgischen Käffern ab, damit sie mit einem Auswärtsbus ein Heimspiel sehen konnte. Größtes Highlight für mich: 17.05.2014. TeBe sollte den TSV Rudow zu Hause empfangen. Was macht man bei einem Heimspiel? Richtig, man fährt mit einem Reisebus und der Band „Das Flug“ nach Leipzig. Morgens um 10 in der Stö wurde dann ein Konzert gefeiert und der Bus mit Freunden von Roter Stern Leipzig aufgefüllt. Am Ende auch noch ein 4:1-Sieg – neben den beiden Aufstiegsspielen gegen Tasmania und den FC Inter wohl einer der schönsten Siege in der Berlinliga.

Seit dem Aufstieg 2015 in die Oberliga findet der Verein zu alter Stärke im Pokal und der Liga zurück. Doch brachte auch einen Umstand mit sich, der 2019 eskalierte. Diejenigen, die bereits zu Zeiten der Göttinger Gruppe und auch bei der zweiten Insolvenz in Verantwortung waren, hatten aus den beiden Situationen nicht gelernt und erneut den Verein in die Hände eines einzelnen Sponsors gelegt. Die breite Sponsorenschaft, die kreative Werbung, welche aus der Fanszene den Verein in der Berlinliga stabilisierte, wurde nun weggewischt. Das Finale der Mitgliederversammlung wurde breit erzählt.

Die vermutlich erste zweiteilige Choreo in der TeBe-Geschichte © Sören Kohlhuber

Bei allen Abstiegen und Niederlagen gab es eins für die TeBe-Fans nicht – Verzicht, Boykott. Doch diesmal half nicht die gute Miene zum bösen Spiel. Es folgte die „Caravan of Love“, mit der verschiedene bekannte und noch unbekannte Vereine aufgesucht wurden, sowie andere Abteilungen im Verein. Selbst das Pokalfinale boykottierte man, obwohl man nach 10 Jahren endlich mal wieder am DFB-Pokal schnupperte. Es war schwer, doch das Durchhalten und auch die Arbeit hinter den Kulissen haben sich gelohnt. Vor dem Start der aktuellen Saison holte man sich den Verein zurück. Im Fanblock folgte eine Choreographie, bei der die S-Bahn, das Corporate Design der „Caravan of Love“, die auch hinter dem E-Block vorbeifährt, nun wieder ins Mommsenstadion einfährt. Im „Mommsenfriedhof“ des vergangenen halben Jahres, herrscht wieder Stimmung. Die zweiteilige Choreo wurde eine Woche lang vorbereitet und war von den Ausgaben, der investierten Zeit, der Umsetzung die bislang größte Choreo in den 15 Jahren, die zumindest ich zu TeBe gehe.

Mit dem Wiedereinzug ins Stadion kamen auch die Zuschauer wieder, sowie viele neue Gesichter, die erst während der Caravan of Love bzw. kurz davor ihren Weg zum Verein fanden, ins Stadion. Aktuell riecht es wieder nach Regionalliga. Sollte es auch nur ein Jahr sein, TeBe ist zurück. Fans und Verein sind wieder eins. Der Spaß wird wieder in den Vordergrund gerückt und mit kreativem, lautem Support die Mannschaft nach vorne gepeitscht.

Nach kurzem Boykott sie die aktiven Fans zurück im Eichkamp und feiern wieder © Privat

15 Jahre Erlebnisse im Amateurfußball. Ich vermisse den großen Fußball nicht. Gerne kann man wieder ein Jahr Regionalliga spielen, doch mehr muss es nicht sein. Lieber weiter kleine Stadien, Sportplätze, kleine Fanszenen, wenig Stress. Und wer weiß, vielleicht kommt Union ja auch mal wieder runter…

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