Oleg Valger – 21.01.2004 – Gera

Oleg Valger wurde in der Nacht vom 20. zu 21.01.2004 von vier rechten Jugendlichen und Erwachsenen in Gera ermordet.

Oleg Valger wurde in der Nacht vom 20. zu 21.01.2004 von vier rechten Jugendlichen und Erwachsenen in Gera ermordet.

Es gibt kaum Berichte über die Tat, obwohl sie noch nicht so lange her ist. Bekannt ist nur, dass Oleg Valger (27) mit vier anderen gemeinsam trank und es zum Streit gekommen sein soll. Aus diesem Grund lockten ihn die zwei Jugendlichen Martin F. (16), Christopher Haugk (14) und die beiden Erwachsenen Danny Borowsky (18), Enrico Willim (19) aus der Wohnung in ein Wäldchen im Ortsteil Bieblach-Ost. Dort griffen sie den Spätaussiedler mit Messer, Hammer und Tritten an. Allein 30 Mal sollen sie in Oberkörper und Gesicht eingestochen haben. Mit dem Hammer schlugen sie ihm den Schädel ein.

Die als gewaltbereit bekannten jungen Neonazis gingen anschließend kalt in die Wohnung zurück. Tranken und feierten weiter. Dabei sollen sie auch „Wenigstens eine Russensau weniger“ gegröhlt haben. Auch im Prozess spielte ihr Hass auf Nichtdeutsche eine Rolle. Die Staatsanwaltschaft stellte fest, dass die „fremdenfeindliche Gesinnung“ der Tätergruppe „als prägend“ für die Tat gesehen werden kann. Das Gericht indes nahm keine politische Wertung vor, weshalb die Tat bis heute nicht von staatlichen Stellen anerkannt wird.

Während über das Leben von Oleg Valger wenig bekannt ist, so sind die jungen Täter präsenter gewesen. Sowohl vor, als auch nach ihrer Tat sind sie strafauffällig gewesen.

Danny Borowsky bildet die Ausnahme. Dennoch verurteilte ihn das Gericht aufgrund gefährlicher Körperverletzung und Mord zur Höchststrafe von 10 Jahren Haft.
Die geringste Strafe erhielt Martin F.. Für Beihilfe zum Mord musste er für 3,5 Jahre ins Gefängnis. Er war der Justiz bereits zuvor wegen Diebstählen und Brandstiftung (gemeinsam mit Christopher Haugk zündete er eine Scheune an) . Vor Gericht distanzierte er sich von der Ermordung Valgers. Er hätte aus Angst vor den anderen mitgemacht.
Enrico Willim erhielt ebenfalls wie Borowsky die Höchststrafe von 10 Jahren, wurde allerdings schon 2009 wieder entlassen. Er war für Raubdelikte und Autodiebstahl bekannt, was in die Strafermessung mit einfloss. Auch Christopher Haugk war kein unbekannter. Für Diebstähle, Brandstiftung und die gefährliche Körperverletzung samt Mord erhielt der damals 14-jährige 9 Jahre Jugendhaft.

Noch im Gefängnis gründete Willim eine Art Knastgang mit dem Namen „Saat des Bösen“. Diese umfasste in ihrer Hochphase bis zu 50 Personen und gerierte sich wie eine US-amerikanische Straßengang. Sie trugen einheitliche Kleidung, Tattoos, nannten sich Bruderschaft, aber nicht im Stile der Rocker. Doch bei diesen, wie den Bandidos in Weimar, biederten sie sich an. Die Gruppe wurde vor allem in Thüringen, aber auch in Bayern bekannt für Geiselnahmen, Einbrüche, Raub, Totschlag und andere Delikte – vorzugsweise überfielen sie kleinere Drogendealer, da diese keine Polizei rufen würden. Als Enrico Willim erneut ins Gefängnis musste, stach er einem Mithäftling, einem Erfurter Hooligan, im Jahr 2011 in den Hals.

Die Freude an Gewalt ist bei Christopher Haugk geblieben, wie sein Facebookprofil belegt © Screensho

Die Freude an Gewalt ist bei Christopher Haugk geblieben, wie sein Facebookprofil belegt © Screensho

Christopher Haugk macht aus seiner Zugehörigkeit zur Gruppe ebenfalls keinen Hehl. In sozialen Netzwerken teilt er Bilder der „Bruderschaft“. Seine Freunde entstammen vor allem dem Rockermilieu, insbesondere Anhängern verschiedener Rot-Goldener Rockerklubs, wobei die Nationalitäten der Protagonisten keine Rolle mehr spielen. Gleichzeitig zeigt er ein Interesse am Hooliganmilieu, der SG Dynamo Dresden und Anti-Antifa-Projekten.

Der Mord an Oleg Valger ist im doppelten Sinne interessant. Die Brutalität und Menschenverachtung von Teilen der Täter ist bis heute nicht abgerissen. Ähnlich der Diskussion um ein Gedenken an Oleg Valger. Eine Gedenktafel wird nur temporär aufgestellt. Leider finden sich auf Seiten von antifaschistischen Initiativen in Gera derzeit keine Informationen über den Stand der Dinge. Fanden 2004 und 2005 noch Demonstrationen mit bis zu 500 Menschen statt, scheint der Mord an Oleg Valger langsam in Vergessenheit zu geraten. Nur noch selten kommt der Fall in die Öffentlichkeit – wenn die Täter von einst wieder straffällig werden.

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