Zum Fanmarsch von Dresden in Karlsruhe

Der Marsch der Dynamo Dresden-Anhängerschaft in Karlsruhe sorgt für die zu erwartende Unruhe. Hektisch werden via Facebook, aber vor allem auf Twitter Nazivergleiche in der Hoffnung herangezogen, das eigene vorurteilsbehaftete Bild bestätigen zu können. Da eine Stimme auf Facebook eine Bewertung wünschte und die Diskussionskultur, vor allem von Ahnungslosen, in Aufgeregtheit auszuarten scheint, versuche ich mich mal in einer Bewertung.

Zu Beginn möchte ich feststellen, dass nur weil etwas aus Dresden kommt (und auch wenn Dresden in Sachsen liegen soll), man nicht mit Schnappatmung und kurz vor dem Herzkasper aufgeregt „Nazi“ schreien muss. Sachsen, Dresden, ist mehr als Pegida, ist mehr als brennende Asylbewerberheime oder Hetzjagden durch die sächsische Nacht. Mit diesem durchgehenden Reflex negiert man die Arbeit vieler Menschen in Plauen, Schwarzenberg, Chemnitz, Limbach-Oberfrohna, Glauchau, Döbeln, Leipzig und ja auch in Dresden.

Dynamo Dresden Fan am Rande des Neonaziaufmarsch zum „Tag der deutschen Zukunft“ in Dresden 2014 © Sören Kohlhuber

Kommen wir zu Dynamo. Natürlich gibt es bei Dynamo und auch in der Ultraszene Neonazis. Da braucht es nicht mal sozialwissenschaftliche Studien zu Männlichkeit, patriotischer Identität und Gewaltfetisch im Kontext des Fußballs, um diese zu begründen. Sie sind da, weil – man höre und staune – auch Neonazis Sport, im speziellen Fußball durchaus interessant finden können. Und ob nun Hansa Rostock, Carl Zeiss Jena, Dynamo Dresden oder sogar Chemie Leipzig – Rassisten, Neonazis, gibt es vermutlich überall (selbst in Babelsberg, soll ja nicht jeder eine Zecke sein…). In einigen Szenen sind sie dominant (Gruß nach Cottbus und Chemnitz), in anderen halten wurden sie verdrängt (Gruß nach Jena) in anderen halten sie sich meist bedeckt und tauchen nur für Insider sichtbar oder durch verwirrte Einzelpersonen auf (Beispiel wäre hier Dresden oder Rostock).
Entscheidend ist also, wie offen können neonazistische Szenen im Stadion agieren, was macht der Verein, was geschieht in der Fanszene.

Deutsche Hooligans, darunter auch aus Dresden in Lille 2016 Dynamo Dresden Fan am Rande des Neonaziaufmarsch zum „Tag der deutschen Zukunft“ in Dresden 2014 © Twitter

Sehen wir Dynamo im Kontext der Stadt, der politischen Landschaft etc. ist es beachtlich, dass es Initiativen wie „1953International“ gibt oder die „Soloultras“ gibt, wobei letztere 2011 durch Neonazis ein Verbot für die Fankurve bekamen, was die Stellung neonazistischer Gruppen/Personen im Dynamoblock aufzeigt. Doch solche Initiativen benötigt es, wie auch die Aktion des Vereins, bei dem einmal im Jahr die Spieler mit der Aufschrift „Love Dynamo – Hate Rascism“ zum Spieltag auflaufen, um langfristig einen Klimawandel in der Fanszene herzustellen. Aber nur weil es diese Initiativen und Aktionen gibt, heißt es ja nicht, dass sie erfolgsversprechend sind oder nun alles gut ist.
Gerade im K-Block ist man renitent gegen teilweise zaghafte Bemühungen von Verein und einigen Fans. Bekannt ist das Bild der in Frankreich posierenden Neonazis, bei denen auch Dresdner identifiziert werden konnten. Zwar wurde die Gruppe „Faust des Ostens“ durch eine „Selbstreinigung“ aus dem K-Block befördert, doch die Erklärung der Ultras von Dynamo beinhaltet keine politischen Verfehlungen, sondern es ging rein um Kurvenbelange. [ANMERKUNG: Hier stand vorher, dass es keine Selbstreinigung in der Kurve gab. Ich bitte diesen Fehler zu entschuldigen.]
Gruppen wie „Elbflorenz“ und „Faust des Ostens“ sollen laut Sicherheitskreisen an Pegida-Aufmärsche teilgenommen haben. Die Fanszene selber gibt sich nach außen unpolitisch, zumindest versuchen sie im Stadion sich nicht explizit neonazistisch darzustellen, allerdings gelingt das nicht immer.

Dennoch muss man nicht immer den Nazivergleich herbeikonstruieren, was uns zum eigentlichen Fanmarsch in Karlsruhe bringt, der ja Auslöser dieses längeren Textes ist.

Der Marsch

Ein Fanmarsch ist keine gewöhnliche Sache. Er kann unter anderem als Machtdemonstration des Einmarsches in eine fremde Stadt wahrgenommen werden. Gerade bei Fanszenen, die sich durch einen starken Gewalthabitus darstellen (wie in Dresden) wird dies wohl auch so genutzt. Im Kontext des Ultrahabbitus als Machtinstitution und mit kriegerischen Stilmitteln (Trommeln, rhytmisches Klatschen, Kriegsgeschrei im Chor etc.) könnte es sogar als Satire der eigenen Subkultur wahrgenommen werden.

Die Uniform

Auf Twitter las man schnell den Begriff „Wehrmacht“ und man möge ihnen mit einem T-34 begegnen. Macht wenig Sinn bei Uniformteilen, die eher an US-Army erinnern , besonders aufgrund der Hüte. Dazu kommt der Eigenname „Footballarmy Dynamo Dresden“. Auch wenn man politisch mit der Szene Dresdens nicht klarkommt, so kann man ihr genug Cleverness zugestehen, dass wenn sie Anspielungen z.B. in Richtung Wehrmacht hätten machen wollen, diese klarer gezeigt hätten. Gleichzeitig ist auch der Trabant mit DDR-Wappen nicht gerade passend als Wehrmachts-Fahrzeug, immerhin ist darauf das Symbol des vermeintlichen „Antifaschistischen Staates“ zu sehen. Da hilft auch nicht der Verweis auf die „88“ hinter dem VP (VP könnte für Volkspolizei stehen, was naheliegend ist oder wenn wir schon beim Konstruieren sind, für Vertrauensperson, also einem Informanten einer staatlichen Institution wie LKA, VS).
Auch die eingesetzten Trommeln im Einklang mit den Uniformen erinnern stark an US-Army und weniger an Deutsche Wehren.

Der Vergleich mit Rostock

Die Fanszene von Hansa Rostock hatte in den letzten Jahren verschiedene diskussionswürdige Auftritte. „Bin aufgestiegen“ und zuletzt „Hansa ist groß“ als Replik auf islamistische Elemente sind durchaus auch als Kreativität zu verstehen, wenn auch da Geschmäcker drüber streiten. Dresden vorzuwerfen, sie hätten hier kopiert ist dolle konstruiert. Im Gegenteil, wenn man konstruiert, dann schon richtig. Hansa und Dresden hassen sich. Hansa verbindet sich zwei Mal mit dem Islamismus und Dresden läuft im US-Army-Stil auf. Es lässt sich eben alles konstruieren, wenn man mag.

Pegida-Dresden-Symbiose

Dass es im K-Block Neonazis gibt lässt sich ebenso wenig leugnen, wie Dresden-Anhänger bei Pegida-Demonstrationen. Aber ein Vergleich des Fanmarsches in Form von „und am Montag wieder bei Pegida marschieren“ ist ein Konstrukt, dass fragwürdig ist. Dieser Vergleich entkontextualisiert die oft martialische Sprache im Fußball und lässt einfach nur das Vorurteil zu, welches man über alles in Bezug auf Sachsen und Dresden hat.

Krieg dem DFB

Der Marsch, vor allem das Zünden von Unmengen von Rauchs stand unter dem Motto „Krieg dem DFB“ bzw. „Footballarmy Dynamo Dresden“. Dieses martialische Auftreten mag besonders für Menschen, die Fußball maximal vorm Fernseher oder mit der Klatschpappe begleiten, verstörend wirken, doch ist es ein gerechtfertigtes Stilmittel der Kritik. Seit Jahren tobt ein Kampf um die Frage, wie Fankultur ausgelebt werden kann. Aufgrund von Pyrotechnik und Gewalt, über welches man gesellschaftlich debattieren kann, übt sich der DFB fast ausschließlich in Kollektivbestrafung. Das Motto der Dresdner passte ausgerechnet zum Gastspiel in Karlsruhe, wo man an diesem Spieltag von einer Kollektivstrafe betroffen war, die Fans ohne Dauerkarten vom Spielbesuch ausschloss. Somit verstehen die Dresdner Ultras den Kampf gegen DFB und DFL nicht mehr nur als eine Differenz, die man ausdiskutieren kann, sondern als einen im übertragenden Sinne stattfindenen Krieg, bei dem jeder Spieltag eine Schlacht darstellt. Dass man mit Institutionen, wie dem DFB nicht diskutieren kann, zeigte sich recht gut bei der Pyrotechnik-Debatte vor einigen Jahren.

Der Fanmarsch ist im Kontext der Beschneidung von Fanrechten und dem Ausleben des Fandaseins (auch wenn einiges kritikwürdig ist, wie Gewalt und der Einsatz von Pyrotechnik als Waffen) zu betrachten und nicht als „Ausleben einer politischen Gesinnung“, wie man es durchaus in sozialen Netzwerken lesen durfte. Da hilft auch der Verweis auf die „88“ beim Trabi-Kennzeichen nicht.

Ein kurzen Abriss der Geschichte des rechten Hooliganismus in Dresden findet man u.a. hier: UZ
Videos und Fotos der Dresdner Aktion gibt es bei Faszination Fankurve

Update: Zur „88“ gibt es eine These, die ich belustigend und recht abwegig finde. Aber der Vollständigkeithalber: Es könnte das Produktionsjahr des Trabant 1.1 Kübelwagen sein Quelle: Twitter. Allerdings, wenn ich in der Google-Bildersuche den entsprechenden Trabant eingebe, so sieht das Heck ein wenig anders aus…

Weiteres Update [16.05.]: Die „88“ soll das Jahr 1988 darstellen, welches angeblich das wettbewerbsübergreifend erfolgreichste Jahr sein soll (mit nur fünf Niederlagen). Ob dies stimmt – überprüfe ich nicht, klingt eher nach einer billigen Ausrede…

30 Antworten zu “Zum Fanmarsch von Dresden in Karlsruhe

  1. ganz genau…es lässt sich alles konstruieren..auch eine sich selbstreinigende Fanszene…ich war bei sehr sehr vielen Spielen gerade Ostdeutscher Traditionsvereine…und kann Ihre Thesen nicht bestätigen ganz im Gegenteil halte sie für gefährlich und relativierend. Ob Aue bei 1860 eine Ubahn von München bis nach Auschwitz baut und da fast der gesamte Auswärtsblock mitsingt…oder die schon angesprochenen Rostocker oder FCM oder LOK oder HFC and it goes on
    and on…es sind humorbefreite von Miderwertigskomplexen zerfresssene Idioten

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    • ich kann da vorwiegend aus rostocker sicht sprechen: wie oben im beitrag beschrieben sind neonazis vorhanden, auch auf der südtribüne. nur ist es ihnen kaum noch möglich sich dementsprechend zu präsentieren oder zu äußern. ich war in den letzten sieben jahren zigmal in hro und bei auswärtsspielen, meist in der kurve. ich habe nie einen rassistischen fangesang, hitlergrüße oder ähnliches erlebt. eher gegenteiliges: vor zwei jahren in chemnitz ging es einem motivierten mob darum, den nur zu auswärtsspielen kommenden nazihoolgrüppchen gewaltsam einzutrichtern, dass sie nicht mehr willkommen sind. beim gastspiel in erfurt wurde ein ts-jacken-träger von mitgliedern der fanszene am eintritt gehindert. auf dem weg vom heimspiel zurück nach berlin hat eine kleine, der szene zugehörige gruppe aus potsdam vier grenzdibile jungs vom dorf auseinandergenommen, von denen einer die falsche jacke trug. nicht zu vergessen, wie pastörs samt gefolge 2011 aus dem stadion geprügelt wurde..usw… das lässt sich zwar nicht als großes antifaschistisches engagement verkaufen, ist aber alles andere als das von dir vermittelte homogene bild einer rechten fanszene. es ist schwer, gegen den ruf aus den 90ern anzukommen und ja, es gibt nach wie vor probleme mit nazis. man kann nur hoffen, dass sich die vernünftigen leute bei sr und umfeld weiterhin behaupten, denn in rostock werden sich von einigen wenigen, aber leider einflussreichen leuten die alten zeiten zurückgewünscht. evtl. knallt es da bald auch mal ordentlich.
      ps. für halle kann ich deine aussage auch nicht wirklich bestätigen, auch wenn da die lage schwieriger zu sein scheint als in hro. es gibt auch bei der saalefront leute, die vernünftig sind und sich kümmern (bspw. politische bildungsahrt nach auschwitz). lok ist da ne deutlich andere nummer.

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  2. Kann man so sehen…
    Allerdings frage ich mich als „Nicht-Fußball-Fan“, warum derart martialisch und vermummt bzw. in Tarnschminke in eine gegnerische Stadt einmarschiert.
    War da nicht mal was mit Sport? Britischer Fairness?
    Oder soll der Fußball zurück zu seinen Ursprüngen bei den Azteken? Vielleicht entwickelt ja Adidas dafür eine Ball, der einem abgeschlagenen Kopf ähnlich sieht

    Kurz gesagt…
    Ich empfinde den Beitrag als „leichte“ Verharmlosung und Relativierung. Nett zu lesen, aber mehr auch nicht.
    Echte Fans tragen das Trikot ihres Vereins. Und keine Uniform. Egal welche.

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    • Als „Nicht-Fußball-Fan“ zu definieren was „echte Fans“ zu tragen haben ist schon ein starkes Stück. Gleichzeitig wird besonders im letzten Abschnitt erklärt, warum man die kriegerische Aufmachung nutzte.

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  3. „die Fans ohne Dauerkarten vom Spielbesuch ausschloss. “ leider nicht ganz korrekt wie es wieder gegeben wurde. Auch Stehplatz Dauerkarten waren gesperrt, Behinderte durften nicht teilnehmen für die es gar keine DK gibt, die aber z.T. vor der Saison ihre Tickets schon im Paket erwerben, also im erweiterten Sinne auch eine DK hätten/haben. Es waren ausschliesslich DK Inhaber mit einem Sitzplatz zugelassen, alle andere DK Inhabern waren ausgesperrt. Ansonsten ein sehr guter Kommentar (Bericht)

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  4. Die 88 ergibt im Zusammenhang mit Dynamo durchaus einen Sinn. Es ist das bis zum heutigen TAG erfolgreichste Jahr der SGD wenn man die Spielplatzes berücksichtigt. In der Spielzeit 87/88 hat Dynamo Wettbewerbsübergreifend nur 5 Spiele verloren.

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  5. Nett zu lesen und ich stimme in einigen Punkten auch zu (ich werde mich zum Tema Nazivorwürfe im allgemeinen nicht äußern, da ich davon zu wenig mitbekommen habe) ABER:
    Es ist ein leichtes einen „Krieg“ zu führen wenn man von den Konsequenzen nicht betroffen ist. Dass der DFB Probleme mit Kollektivstrafen auf Kosten von Unschuldigen und vorallem auf Kosten der Vereine löst ist unbestritten und so auch nicht hinnehmbar. Doch man nutzt Pyrotechnik als „gerechtfertigtes Stilmittel der Kritik“ (über gerechtfertigt lässt sich streiten) und gibt so dem DFB doch nur immer mehr Gründe genau diese Kollektivstrafen zu verhängen. Man muss sich doch fragen ob diese Form der „Kriegsführung“ überhaupt irgendeine Chance hat das gesetzte Ziel zu erreichen oder ob es einfach nur eine ziemlich gute Ausrede ist um seinen Gewaltfetisch auf Kosten des Vereins auszuleben. Und genau das ist auch mein größtes Problem bei der ganzen Sache. „Auf Kosten vom Verein“. Natürlich begibt man sich selber bei solchen Aktionen auch juristisch in Gefahr doch ist die Wahrscheinlichkeit wirklich eine Strafe zu bekommen doch eher gering denke ich. (Vorallem bei Vermummung ect.). Doch sind wir mal ehrlich, die Wahrscheinlichkeit das Dynamo eine Strafe seitens des DFB zu erwarten hat ist hingegen sehr groß und wiedermal hat man dem DFB eine Steilvorlage gegeben genau das zu tun was man eig bekämpfen wollte und das ohne wirklich seinen eigenen Kopf zu riskieren. Und genau dafür habe ich kein Verständnis.

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  6. Eine simple Erklärung für die 88 wäre auch einfach der (mir aus meiner Dresdner Kindheit bekannte) Spruch: „Egal ist 88“.
    Denn egal ist der Drresdner Fanszne so einiges. Sei es der DFB im allgemeinen, die so oder so immer wieder erscheinenden Berichte in den Medien oder eben auch die Meinung der Fans anderer Vereine. 😉

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  7. Was für ein relativistischer Quatsch. Die 88 ist ein klares Nazisymbol, das weiß auch der Dresdner Fußballfan. Und die Nutzung dieses Symbols, wenn auch „nur“ als Provokation, zeigt doch deutlich die fehlende Distanz zum rechten Spektrum.
    Warum der Autor sich anmaßt, diese Kriegsspiele als „gerechtfertigtes Stilmittel der Kritik“ zu bezeichnen, ist mir völlig unklar. Viele Entscheidungsträger und wohl auch die Karlsruher Anwohner halten dieses Verhalten ganz sicher nicht für gerechtfertigt. Ich auch nicht.
    Wenn die Dresdner Fanszene doch so clever ist, dann würde sie aufhören, mit dem DFB „Wer hat den längsten“ zu spielen. Ja glaubt man denn, der DFB knickt jetzt ein und entschuldigt sich für Kollektivstrafen? Wirklich kreativer und guter Protest würde die Öffentlichkeit auf die Seite der Fans holen, würde auf Ungerechtigkeit hinweisen, ohne zu bedrohen, würde ein gesellschaftlichen Diskurs anregen, in dem der DFB dann tatsächlich unter Druck gerät. Aktuell verschlechtern die Dynamofans nur ihren eigenen Ruf, und den ihrer Stadt gleich mit. Und solch pseudo-kluge Texte, die das alles mal richtigstellen, helfen auch kein bisschen weiter. Statt eine neue Fankultur anzuregen, wird hier nur der Blödsinn der verteidigt.

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      • Echt, mein Opa ist 88 geworden, die 88 wurde von einer Dresdner Bäckerei auf die Torte geschrieben…. Wer ist jetzt hier der Nazis?!? Vielleicht einfach auch nur ein Nr- Schild wie es jedes Auto haben muß wenn es immer Straßenverkehr geführt werden muß!

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    • Die 88 ist vor allen Dingen zuerst mal eines: Nämlich eine Zahl. Genauso gut könntest Du jedem Hamburger-Kennzeichen mit dem HH auf dem Nummernschild unterstellen ein Nazi zu sein. Mir gehen diese Assoziationen von x-beliebigen Kürzeln aus Buchstaben und/oder Zahlen im Bezug auf Neonazis mittlerweile tierisch auf den Geist. Das ist zu platt, nicht allumfassend und obendrein nicht gerade allzu intelligent.

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  8. Sehr geehrter Herr Kohlhuber,

    ich bin ja oft bei Ihnen und Ihren Analysen. Aber hier muss ich widersprechen. Ich bin selbst auch Dynamo-Fan, aber lange nicht mehr so, wie früher.
    Wenn man sieht, wer sich in Dresden derzeit abklatscht für diese Aktion, dann weiß man das schon einzuordnen. Freie Aktivisten hier, Leute von Faust des Ostens da.
    Natürlich sind da auch viele mit marschiert, die damit nix am Hut haben, die einfach instrumentalisiert wurden. Es ist halt clever gemacht, dass man eben keinen Wehrmachts-Look oder so gewählt hat, sondern das im Kleinen über „88“ etc. transportiert. Wieso ist die denn vom Nummernschild als einziges frei gelassen?
    Sie sagen ja selbst, dass die rechte Szene in Dresden nicht offen neonazistisch im Stadion bzw. Umfeld des Vereins agiert. Nur, das genau muss sie in Dresden gar nicht, das fällt hier bei vielen auch so auf fruchtbaren Boden. In Dresen hält sich ein guter Teil der Rechten tatsächlich für „die Mitte“, aus welchem Grund auch immer. Befürworter sitzen in der FDP oder sind frisch aus der CDU ausgetreten.

    Ja, es war kein Marsch von Neonazis, da haben Sie recht. Aber er wurde (a) von rechten maßgeblich (mit)organisiert und auch zum Transportieren ihrer Nachrichten genutzt.

    Viele Grüße aus Dresden

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      • Mindestens zeitweise ist das Fahrzeug nachweislich mit abgehängtem DD-VP rumgefahren, das Bild kann ich gern schicken.

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      • Ich kenne das Bild. Das „Tarnnetz“ hängt ein wenig runter. Ob bewusst oder unbewusst kann keiner belegen… nur passt es wieder mal einigen ins Bild.

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      • Was heißt, passt ins Bild. Ich weiß, wer da gelaufen ist, ich weiß, wie andere als Hools und K drüber denken. Und selbst der K ist nicht einig. Ich hab mit ein paar Dauerkartenbesitzern im Freundeskreis gesprochen, den meisten stößt das sauer auf.

        Und nein, es passt mir gar nicht. Wir haben uns in den 90ern auch mit anderen geboxt. Aber da war nicht der K dabei. Der K, das waren damals die Typen mit Kutte und 50 Fanschals an den Armen. Heute ist der K zu bestimmt 90% rechts. Und eventorientiert, wie es die Ostbullen so gern sagen. Und die Typen stehen einem Montags eben gegenüber, und wollen einem auf die Fresse hauen, wenn man gegen Pegida da steht. Und da glaubt man nicht mehr an Zufälle, wenn es genau die gleichen Typen sind. Die einen vergasen wollen, die sich über „im Mittelmeer ersoffenes Gelumpe“ freuen.

        Mich kotzt es auch an, wenn viele Medien bei Dynamo druchdrehen, und bei anderen Vereinen wird für gleiche Aktionen nicht so ein Bohei gemacht. Aber he, das ist nun mal so. Deswegen muss man aber auf der anderen Seite das ganze dann nicht kleiner machen als es war, wenn es nicht passt.

        Es war einfach wie bei Pegida in „Bestzeiten“. Nein, da waren nicht alles Nazis dabei, und vielleicht nicht mal in der Mehrheit. Aber sie sind genau wie montags den Nazis hinterher gerannt.

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  9. Lesenswerter Text, danke dafür.

    Wo ich aber nicht mitgehen kann, ist der letzte Abschnitt. Diese Typen haben ein Problem mit dem DFB. Warum nutzen sie dann als Schlachtfeld das Stadion eines Vereins? Sollen sie sich doch maskieren und in Frankfurt zum DFB-Gebäude marschieren. So aber schaden sie dem Verein, der hier völlig sinnlos zur Kasse gebeten wird. Hier fehlt mir das Verständnis. Einzige Erklärung: das sind keine Fans von Dynamo, das sind wirklich Störenfriede die jede Woche eine andere Vereinsfarbe tragen und mal bei Dresden, mal bei Hansa, mal bei Dortmund oder Schalke ihren Kampf gegen den DFB führen.

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  10. Grundsätzlich finde ich es sehr gut, dass du an dieser Stelle versuchst, dem massenmedialen Aufschrei, welcher sich auch diesmal in den meisten Fällen aller Sachlichkeit entzieht, etwas entgegenzusetzen. Jedoch scheint es mir, als ob du bei diesem Beitrag selbst die Ebene der Sachlichkeit verlässt und dich in einer Verteidigung von Fußballfans allgemein verlierst – und gleichzeitig wichtige Punkte unter den Tisch fallen lässt.

    Ich will, damit die Kritik auch nachvollziehbar wird, es an ein paar Punkten deutlich machen:

    1. Du schreibst (was ich sehr richtig finde), dass nicht sofort, weil etwas aus Dresden kommt, von Nazis und Rechtsextremisten gesprochen werden sollte – nicht jeder Sachse ist ein Nazi! Eine Selbstverständlichkeit, dessen Hervorhebung jedoch nicht überflüssig ist. Doch gehst du von dort aus so weit, zu meinen, die Dresdner Fanszene hätte kein Problem mit Neonazis und Rechtsextremisten – zumindest kein größeres als andere Fanszenen. Es ist in jedem Fall das Bild, was du vermittelst, wenn du richtigerweise verschiedene Verbindungen zwischen rechter Szene und Fanszene beschreibst, dann jedoch sagst, es sollte nicht immer direkt ein Nazivergleich konstruiert werden.

    Eine Fanszene, aus welcher mehrere hundert Menschen in den Ablauf von Pegida-Demos involviert sind und Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion durch die Straßen jagen, hat in jedem Fall ein großes Problem mit rechten Fans in den eigenen Reihen. Noch dazu zeigt deine Beschreibung der „Selbstreinigung“ der Szene sowie der Außendarstellung der Ultras, dass es keine Distanzierung von rechten Inhalten und Personen gab / gibt – und auch sonst wenig gegen rechts aus der Ultraszene zu vernehmen ist. Dies ist angesichts der dortigen Zustände weder sinnvoll, noch lobenswert. Es zeigt viel mehr, dass die Szene sich dem Spruch „Fußball ist Fußball und Politik ist Politik“ verschrieben zu haben scheint, welche von der Rechtsrock-Hooliganband KC geprägt und insbesondere von rechten bzw. rechtsoffenen Personen und Gruppen vertreten wird. Ausgehend davon sollte man natürlich nicht direkt auf „Wehrmachtstradition“ und „rechte Symbole“ schließen – man muss diese Umstände jedoch im Hinterkopf behalten, wenn es um die Bewertung dieser Vorfälle geht. Denn, und darum geht es mir in erster Linie, ist die Verwendung militärischer Elemente immer auch ein Ausdruck der eigenen Haltung, der eigenen Position zu Militär, Krieg und Gewalt – und hat nichts mit einer satirischen Verarbeitung des eigenen „Gewalthabitus“ oder „Ultrahabitus“ zu tun. Wer schon verschiedene Fanmärsche und Mottofahrten gesehen und miterlebt hat, der weiß, dass ironische und satirische Ausrichtungen deutlich friedlicher und fröhlicher aussehen, als dieser martialisch auftretende Mob.

    2. Das Motto „Krieg dem DFB“ wird von dir als durchaus gerechtfertigt angesehen, sofern ich deine Beurteilung richtig einordne – noch dazu erscheint es mir, als wenn du die Mittelwahl, welche die Dresdner getroffen haben, ebenfalls nur bedingt kritikwürdig findest. Die Frage ist jedoch, was das Ziel in diesem „Krieg“ sein soll. Meiner Meinung nach gibt es im Krieg zumeist keinen friedlichen Weg, Konflikte zu lösen. Gewalt dominiert und prägt Krieg immer. Ist das wünschenswert? Bedient es nicht viel mehr die Töne der massenmedialen Beiträge nach Ausschreitungen, egal welchen Umfangs, in welchen immer wieder von „neuer Qualität der Gewalt“ und „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ gesprochen wird? Welchen Sinn hat es, sich so gegen den DFB zu positionieren?

    Es ist klar, dass sich die Lage zwischen den Akteuren Verbände, Vereine, Fans und Polizei verbessern muss – daran müssen jedoch alle mitarbeiten. Die Logik, sich so wie die Dresdner es getan haben, dem DFB entgegenzustellen, führt zu nichts gutem. Wie in jedem Konflikt, welcher von beiden Seiten nicht über Kommunikation und Sachlichkeit bearbeitet werden will, wird auch diese Auseinandersetzung nicht enden, solange es Aktionen wie diese gibt – und ich kann verstehen, dass die Polizei nach solchen Erfahrungen beim nächsten Mal anders vorgehen wird. Sie lernen ebenso aus den Vorkommnissen früherer Begegnungen mit (Dresdner) Fußballfans, wie es die Fans im Umgang mit der Polizei tun – der Klügere muss nunmal beginnen, die Spirale des Konflikts zu durchbrechen.

    Die Dresdner eigenen sich dazu eigentlich sehr gut – sie sind stimmengewaltig und haben immer wieder eindrucksvolle Choreos erstellt. In der Vergangenheit haben sie sogar schon Fanmärsche mit noch mehr TeilnehmerInnen durchgeführt, welche komplett friedlich geblieben sind. So entzieht man den Gegner die Basis der Kritik. Aktionen wie jene in Karlsruhe, bei welcher Pyrotechnik (Rauchbomben, Raketen, Böller) gezielt auf Menschen geworfen / geschossen wurde, erzeugen immer (sehr berechtigte!!!) Kritik. Wo Menschenleben riskiert und gefährdet werden, sollte die Toleranz eines jeden Menschen, der sich den Menschenrechten verschrieben hat, beendet sein.

    Schlußendlich komme ich zu dem Fazit, dass die Dresdner der deutschen Fankultur einen Bärendienst erwiesen haben, welcher die Situation im „Kampf“ darum, wie Fankultur in Deutschland ausgelebt werden darf, weiter zuspitzen wird. Der Kampf um legale Pyrotechnik leidet ebenso unter solchen Aktionen, wie das Engagement, sich mit anderen Akteuren zu besprechen und konstruktive Wege für die Zukunft zu finden. Mit dem DFB kann man nicht reden sagst du – ich stimme dir weitesgehend zu. Dem DFB den Krieg erklären und sich in dieser Form daneben benehmen, Menschen mit Pyrotechnik anzugreifen (von dir in einer Klammer kritisiert, nicht mehr) und den Gästeblock zu stürmen sind jedoch in keinster Weise besser, sinnvoller oder gerechtfertigter, als Kollektivstrafen und die Ausnutzung der eigenen Macht seitens des DFB.

    Dein Beitrag vernachlässigt diese negative Auswirkung auf einen langfristigen Entspannungsprozess, welcher dringend notwendig ist und rechtfertigt das Vorgehen damit, dass der DFB nicht mit sich reden ließe. Zahlreiche Fanszenen in Deutschland haben immer wieder gezeigt, dass man dafür keinen Militär-Look, keine Panzer auf Bannern, keine Kriegsrhetorik und keine Massen an Pyrotechnik braucht, sondern der Effekt auch über die eigene Szene hinaus deutlich größer und positiver ist, wenn man sich so zeigt, wie man sich auch verhalten möchte.

    Sollten die Dresdner sich auch so präsentiert haben, wie sie es sich zukünftig wünschen und wie sie sich die Fankultur in Deutschland wünschen, kann man nur hoffen, dass die Fanszene Dresden niemals mit ihrem Plan durchkommt. Denn ich habe als langjähriger Kurvensteher keine Lust zwischen Fans des Militarismus zu stehen, die sich benehmen wie unzivilisierte Affen und alles werfen, was sie in die Finger bekommen – dafür muss man also nicht Fan der Klatschpappen oder neuer Event-Zuschauer sein.

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    • Die rechte Basis in Dresden im Hinterkopf behalten ist richtig. Aber nicht von vornherein dies als einzige Option zu sehen.

      Beim Rest – kann man alles diskutieren und debattieren.

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  11. Also wer bei einem Fanmarsch in Militär-Outfit mitläut, bei dem dann auch noch ein Auto mit 88 im Kennzeichen mitfährt (und sicherlich auch entsprechende Kader mitmarschieren), der akzeptiert das dann auch. Hätten die KSC Fans die selbe Idee gehabt wäre ich definitiv nicht mitgelaufen. Deshalb finde ich es etwas leicht jetzt im nachnein das zu relativieren.

    Auf der anderen Seite werden friedliche Fans, wie ich, aus dem Stadion ausgeschlossen und die Dresdner lässt man unter Polizeiaufsicht(!) alles mögliche abbrennen. Polizei duldet es also und der DFB verteilt dann Kollektivstrafen. Da läuft so viel falsch. Entweder es ist verboten, dann muss die Polizei aber auch eingreifen oder es ist erlaubt.

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  12. Ich kann den ganzen Aufstand um diese Aktion wenig bis gar nicht verstehen. Wenn man sich nicht mit Fussball bzw. Fanbelange und Fanszenen auseinandersetzt dann wirkt das Ganze etwas befremdlich, das ist klar. Dennoch stellt diese Aktion ein klares Zeichen gegen den DFB dar, welches man bei aller Willkür und Korruption des DFBs völlig nachvollziehen kann. Ich sehe hier in keinster Weise ein Zusammenhang mit der Wehrmacht oder generell den Nazis.
    Klar muss man eingestehen dass eine 88 auf dem Kennzeichen natürlich nicht gerade den besten Eindruck hinterlässt bzw. einiges an Platz für Interpretationen freilässt, doch auch dafür gibt es nicht nur die Bedeutung für das braune Gesindel.
    Ich finde den verfassten Text sehr passend und kann diese Meinung nur teilen…..denn mit der Kausalitätskette „Dynamo Dresden-Militär-alles Nazis“ kann ich absolut nichts anfangen und damit macht man es sich einfach zu leicht.
    Man sollte darüber hinaus bedenken, dass gerade die Dynamo-Ultras meines Erachtens nach keine Kontakte zu Nazis pflegen und eher im Gegenteil, sie eine jahrelange Freundschaft mit Red Kaos aus Zwickau haben, die nachweislich als links-alternativ einzustufen sind. Ich denke kaum dass sich eine Freundschaft zwischen Beiden halten würde wenn es da politische Differenzen geben würde.

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  13. Pingback: Dynamo Dresden – Football Army? – MeyView.com

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